“Ein Forsthaus irgendwo im Nirgendwo” – Eine Fahrt mit Bucher Jugendlichen

Vom Dienstag den 20.10. bis zum Freitag den 23.10. waren wir unterwegs in Sachsen. Und es war toll.

Der Tag begann grau als wir uns um 10:00Uhr morgens auf dem Normaparkplatz in Buch mit 15 Jugendlichen trafen. Alle waren pünktlich, voller Aufregung und voller Vorfreude. Und auch wir waren euphorisch, denn eine richtige Reise mit so vielen Jugendlichen hatten wir lange nicht mehr unternommen. Wir fuhren bald los…

Bereits kurz hinter Berlin wurden wir schon ungewollt aufgehalten, denn der Scheibenwischer eines Busses ging aus heiterem Himmel kaputt und musste ausgetauscht werden. Das kostete uns noch mal 3 Stunden mehr Fahrzeit, war aber unbedingt notwendig beim Grau in Grau und spritzigem Nieselregen auf der Autobahn. Die Jugendlichen nahmens mit Humor. Nein eigentlich konnte nichts ihre Stimmung trüben endlich mal aus Berlin rauszukommen. Sie sangen vergnügt auf der Fahrt, lachten und futterten Gummibärchen.

Etwa gegen 18:00Uhr trafen wir endlich im “Forsthaus Sayda” im Erzgebirge ein. Es war schon dunkel und bedrohlich wirkte die riesige alleinstehende Villa am Rande des Tannenwaldes irgendwo in Sachsen. Weit und breit kein Mensch in Sicht. Die Jugendlichen waren enttäuscht. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Keine anderen Jugendlichen? Nur wir? Sie murrten und maulten und ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Wir hatten die Unterkunft bewusst gewählt, denn hielten wir eine Arbeit an gruppendynamischen Prozessen und eine intensivere Auseinandersetzung mit den einzelnen Persönlichkeiten für viel wichtiger als einfach nur auf eine Ferienfreizeit zu unternehmen. Während wir uns einrichteten, hatten die Jugendlichen ihren Unmut bereits überwunden und begannen im Haus herumzuschleichen. Das alte Haus war ein wenig schaurig anzusehen also sponnen wir Geschichten von Geistern und Mythen bevor wir dann Verstecken im ganzen Haus spielten. Erste Abenteuerlust packte die Jugendlichen. Und das Forsthaus irgendwo im Nirgendwo begann spannend zu werden.

Etwas ermüdet bereitete am nächsten Morgen die Küchengruppe das Frühstück vor. Nachdem endlich alle aus den Federn gekrochen waren und gefrühstückt hatten, starteten wir in den Tag mit einer ersten Gruppenübung. Hierzu spannten wir ein Seil zwischen zwei Bäume und stellten Folgendes zur Aufgabe: “Jeder aus der Gruppe musste das Seil, welches etwa in Brusthöhe hing überqueren, jedoch ohne es zu berühren. Sobald ein Einziger das Seil berührt, ist die Aufgabe gescheitert und alle müssen es erneut versuchen.” Die unüberwindbare Aufgabe entpuppte sich zur Gemeinschaftsübung, denn nur wenn alle miteinander arbeiten kann sie gelingen. Letztlich schafften sie es und waren überglücklich. Am Nachmittag ging es dann in ein Spaßbad in der Gegend. Müde aber glücklich kamen alle am Abend zurück und wir saßen noch lange gemeinsam oder in Kleingruppen beisammen.

Am dritten Tag unternahmen wir nach dem Frühstück einen Ausflug ins nahe gelegene Dresden. Dort angekommen waren nun die Interessenlagen der Gruppe sehr unterschiedlich. Während sich ein Teil für die schöne Altstadt interessierte und diese durchwandern wollte, war ein anderer Teil der Gruppe auf Kontaktkurs mit Dresdner Jugendlichen. Wir beschlossen die Jugendlichen selbst die Entscheidungen treffen zu lassen und vereinbarten einen Treffpunkt zum Nachmittag. Während dessen blieben wir jedoch über WhatsApp in Kontakt und schickten Bilder von unseren Erlebnissen hin und her. Pünktlich trafen alle wieder bei den Autos ein und wir fuhren zum Einkaufen. Am Morgen hatten wir nämlich vereinbart am Abend ein Kochduell zu starten, wofür sich 3 Teams für Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch gebildet hatten. Hastig durchforsteten sie den Supermarkt.

Im Forsthaus zurück begann der Abend mit der Vorspeisengruppe. Sie breitete sich aus und zauberte zum Start 17 Teller “Salat an Putenbruststreifen mit gefüllten Champignons mit Balsamico – Vinaigrette”. Anschließend zauberte Hauptspeisentruppe 17 Teller “Gefüllte Paprika mit selbst gemachtem Kartoffelpüree und Petersilienkrönung” für den Hauptgang. Zum Abschluss wurden alle mit einem süß sündigen Brownie mit Kirschen beglückt. Hmmm war das lecker…. Voll und glücklich rollten wir über die Flure in die Zimmer.

Für den weiteren Abend hatten wir eine Nachtwanderung geplant, welche wir nach kurzer Verdauungspause auch durchführten. Hierbei ging es uns jedoch nicht um Bespaßung, sondern um Selbsterfahrung und Umgebung mit seinen Sinnen erfahren. Wir bestückten die Wanderung also mit zwei kleinen Aufgaben. Zuerst liefen wir völlig im dunkeln so dass sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen konnten und auch mussten. An einer kleinen Weggabelung im Wald angekommen, sollten sich die Gruppenmitglieder alle einzeln einen Platz mindestens 7 Meter entfernt von uns suchen und dort 4 Minuten schätzen. Wenn die Zeit nach ihrem Empfinden vorbei war, konnten sie wieder zurück in die Mitte zu uns Betreuern treten. Eine völlig neue Situation war es für die Jugendlichen nachts ohne Licht an einem Fleck allein im Wald zu stehen. Es war an diesem Abend sehr dunkel und man sah kaum die Hand vor Augen. Mulmig war ihnen zu Mute aber sie trauten sich alle. Auch bei der zweiten Übung gab es wenig Gegenwind. Jeder aus der Gruppe sollte allein eine Strecke von etwa 100 Metern zu Fuss gehen. Am Ende der Strecke wartete dann ein Betreuer um sie zu empfangen. Jeder meisterte die Übungen und sah sich am Ende gestärkt seine Ängste überwinden zu können.

Der Abend wurde noch lang und die Jugendlichen schienen sich nach Abschluss mit einer Abschlussquatschparty auf dem Flur an uns rächen zu wollen. Am nächsten Morgen mussten wir alle bereits um 10:00 Uhr das Forsthaus gereinigt übergeben haben und alles musste für die Rückreise nach Berlin ins Auto geladen sein. Das schien jedoch niemanden zu stören außer uns Betreuer. So hatten sie ihre Stühle nach draußen gestellt und plauderten munter die ganze Nacht. Etwa gegen 2:00 Uhr morgens schickten wir sie dann endgültig in ihre Zimmer. Am Morgen war dann natürlich keiner rechtzeitig wach… 😉

Müde schauten auch wir uns im Betreuerzimmer an, beschlossen dann aber trotzdem noch die Fahrt ins Elbsandsteingebirge zur Felsenburg bzw. Bastei mit den Jugendlichen zu unternehmen bevor wir uns auf endgültige Rückreise nach Berlin begaben. Mit Selfis, Gruppenfotos und tollen Eindrücken aus dem Elbsandsteingebirge ging es dann nach Hause.

Eine tolle Fahrt mit vielen Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen und natürlich war “das Forsthaus irgendwo im Nirgendwo” am Ende doch genau der richtige Ort für eine Gruppe Berliner Jugendliche.

 

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