Zwischenfazit: Was gut lief – und gerne so bleiben kann Annabelle Brumm 25. Juni 2020 Daran könnten wir uns gewöhnen! - Systemkritik heute mal anders Schauen wir in einiger Zeit auf die vergangenen Wochen zurück, so ist vielleicht ein bleibender Eindruck: „Ach, wie war das zu Zeiten des Lockdown schön mit den Behörden.“ Denn es häufen sich Berichte, dass Mitarbeiter*innen der Ämter kooperativer, schneller und unkomplizierter arbeiten als sonst. Beispiele?Da stellte ein sehr kooperativer Mitarbeiter aus dem Landesamt für Einwanderung eine Duldung aus, in die er von sich aus eine Beschäftigungserlaubnis hineinschrieb. (Der Geflüchtete war bereits vier Jahre in Deutschland.)Oder:Das Jobcenter Mitte am Leopoldplatz stellte eine Videokabine vor Ort auf, in der sich das jeweilige Anliegen unkompliziert schildern ließ. Bei einem jungen Menschen, der mittellos war, reichte es, den digitalen Kontoauszug auf dem Smartphone zu zeigen – sonst sind gedruckte Auszüge vor Ort vorzulegen, woran es oft scheitert – , um gleich für nachmittags einen Termin und an diesem dann sogar ohne Begleitung einen Bargutschein (einzulösen in Supermärkten etc.) zu erhalten. Oder:Ganz allgemein freuten sich einige Teams über die kompetenten Kolleg*innen an der Hotline des Jobcenters. Diese konnten auch auf Akten und Vermerke der anderen Kolleg*innen zugreifen und Auskunft geben. In einem Fall nahm eine Teamleiterin der JBA einen Erstantrag mündlich entgegen, so dass der junge Mann schnell eine Finanzierung für eine Obdachlosenunterkunft bekam.Kurzum:Wir wünschen uns, dass diese Art der Zusammenarbeit gerne auch nach der Krise so bleibt. Dassweiterhin niedrigschwellig Termine beim Bürgeramt für Anmeldungen und Beantragung von Personalausweisen gebucht werden können; dass Berlin-Pässe nicht mehr notwendig für das S-Ticket sind, sondern das Mitführen des Leistungsbescheides (vom Jobcenter/Sozialamt) reicht;dass Anträge auf ALG II weiterhin so unkompliziert gestellt werden können wie aktuell, d.h. dass Unterlagen ans Jobcenter gemailt und postwendend mit einem Anruf vom Leistungsteam beantwortet werden sowie Kostenübernahmen direkt an die Unterkunft geschickt werden;dass das Landesamt für Einwanderung Aufenthaltspapiere (Not-Dokumente) per Mail zuarbeitet und Erwerbstätigkeit auch weiterhin so häufig gestattet wird wie aktuell;dass Sozialämter auf Anfrage genau so unkompliziert in Einrichtungen zuweisen und keine Wartezeiten entstehen wie jetzt,um nur einige der Wünsche konkret zu benennen.Vielleicht sehen wir die Corona-Krise dann im Rückblick sogar als Startpunkt für einen Wandel hin zu einer niedrigschwelligeren und gemeinschaftlichen Kooperation zwischen Behörden und Behördengänger*innen. Bild entnommen vom Instagram-Kanal @gangwaytreptowkopenick Einzelfallgeschichten - und virtuelles Lob In der Corona-Pandemie zeigt sich, wie individuell Menschen mit der Situation umgehen – und vor welchen individuellen Herausforderungen sie stehen.Die Geschichte einer jungen Mazedonieren mit deutschem Aufenthalt wird sich ganz sicher bei den Beteiligten einbrennen: Sie war mit ihren Kindern in ihrem Heimatland auf Familienbesuch, als die Grenzen dicht gemacht wurden. Die Rückholaktion des Bundes konnte sie sich nicht leisten – bei 670,- € für das Flugticket war sie da sicherlich nicht die einzige. Um mit dem Auto auszureisen, brauchte sie ein notariell beglaubigtes Schreiben, das eine unserer Streetworkerinnen aus Pankow zusammen mit dem Mann der Mazedonierin organisierte. Dies gestaltete sich schwerer und langwieriger als gedacht.Schließlich war dann das Glück entscheidend, denn ein serbischer Grenzpolizist hatte Nachsicht mit der jungen Mutter und ließ sie ausreisen. Nach der beschwerlichen Reise (mit dem Auto nach Serbien, von dort mit dem Flugzeug nach Dortmund und von dort aus wieder mit dem Auto weiter nach Berlin) konnte die junge Familie schließlich nach drei Monaten Trennung wieder vereint werden.Manchmal (und wahrscheinlich viel öfter) sind es aber gar nicht unbedingt diese filmreifen, einprägsamen Geschichten, die für Hoffnung in dieser Zeit sorgen. Manchmal reicht dafür auch der bestandene Einstellungstest.Oder das Lob von Jugendlichen, mit denen unser Team in Pankow erst seit Kurzem in Kontakt steht. Die jungen Menschen teilten den Pankower Instagram Account von sich aus in ihrer Story mit der Bildunterschrift: “Sehr korrekte Sozialhelfer! Folgt alle @gangwaypankow “. Das Team freute sich demzufolge auch: Dies war für uns eine schöne Rückmeldung, dass unsere Präsenz auf der Straße geschätzt wird. Dem können wir uns nur anschließen und freuen uns mit all unseren Kolleg*innen über die kleinen und manchmal großen Erfolge! Und vielleicht schaffen wir es auf allen Ebenen zukünftig häufiger, durch positive Rückmeldung das zu verstärken, was unser Berlin lebenswert macht. Anmerkung: Beitragsbild dankend entnommen vom Instagramkanal @jobinnpankow Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* Email* Webseite